Reisen auf den Spuren der Kunst der ersten Europäer
Prähistorische Felsmalereien sind die ersten Zeugnisse künstlerischen Schaffens unserer frühen Vorfahren in Europa. Die europäischen Kulturrouten Rock Art Trails machen auf unterschiedlichen Routen in verschiedenen Ländern mit einer Kunstform bekannt, die uns Alltag, Religion und das Naturverständnis der ersten Europäer nahebringen.
Die Koordination der europäischen Felsenkunst-Routen obliegt der Internationalen Gesellschaft für Prähistorische Felsenkunst-Routen (International Association of Rock Art Trails) mit aktuellem Sitz in Kantabrien. Sie wurde 2007 gegründet. Momentan umschließen sie 112 archäologische Stätten der Höhlenkunst in Europa. Mehr als 160 Stätten und Museen, die sich diesem Thema widmen, sind in ganz Europa für das Publikum zugänglich, vor allem in Ländern wie Norwegen, Schweden, Irland, Großbritannien, Italien, Portugal und allen voran Frankreich und Spanien..
Sie bieten uns Einblicke in die Denkweise unserer ersten europäischen Vorfahren, machen bekannt mit ihrem Alltag und ihren religiösen Empfindungen. Die ältesten Zeugnisse dieser Kunst präsentieren sich uns als Zeichnungen, Malereien und Gravierungen an Felswänden, in Höhlen oder unter Felsvorsprüngen, manchmal ganz deutlich, oftmals aber für den Laien nur nachvollziehbar, wenn ein Experte die entsprechenden Erklärungen dazu gibt. Viele von ihnen entstanden vor mehr als 40.000 Jahren, entwickelten sich in der Jungsteinzeit, durch die Kupfer- und Bronzezeit hindurch bis in die Eisenzeit. Einige der Stätten der Höhlenkunst sind kleine, versteckte Orte, die man wunderbar auf Wanderungen in der Natur entdecken kann. Andere finden sich in großen bedeutsamen archäologischen Komplexen, von denen die UNESCO allein 9 Ensembles als Weltkulturerbe deklariert hat. In Spanien gehören dazu die berühmte Altamira-Höhle sowie eine Reihe weiterer Höhlen an der Kantabrischen Küste und die levantinische Höhlenmalerei entlang der Mittelmeerküste und in deren Hinterland.
Zur Europäischen Kulturroute der „Rock Art Trails“ gehören in Spanien 86 Stätten mit prähistorischen Felsenkunst, die man auf 13 sogenannten „Rutas Rupuestres“ - Felsenkunst-Routen entdecken kann. Entlang oder unweit der bekannten Strände und inmitten herrlicher Naturlandschaften gelegen, bieten diese Routen für kulturinteressierte Reisende schöne Kombinationsmöglichkeiten mit dem Bade- oder Aktivurlaub.
Das Land von Altamira
Im Hinterland der kantabrischen Küste im grünen Norden Spaniens findet man einen großen Teil der bedeutenden Stätten Spaniens. Nicht von ungefähr feiert Kantabrien, das „Land von Altamira“ jedes Jahr am 7. Juli den „Tag der Höhlenmalerei“ zum Gedenken der Ernennung der berühmten Altamira-Höhle zum UNESCO-Weltkulturerbe, gemeinsam mit weiteren Höhlenstätten in Kantabrien, Asturien und dem Baskenland im Jahr 2008. Die Region Spaniens mit der größten Ansammlung von Höhlenmalereien der Welt, besitzt ein unvergleichliches unterirdisches Erbe mit mehr als 6.900 Höhlen, in denen sich geologische Formen und unterirdische Landschaftsszenerien von unbeschreiblicher Schönheit finden. Das wohl meist beeindruckende Beispiel für ihre geologische Vielfalt ist die Soplao-Höhle mit ihren geheimnisvollen Licht- und Farbschauspielen, großartigen geologischen Formen, Sälen und Galerien.

Westlich und östlich der am Kantabrischen Meer gelegenen Hauptstadt Santander erstreckt sich die Route „Das Land von Altamira“ zu den verschiedenen Höhlen, die für Besucher zugänglich sind. In Santander selbst, holt man sich am besten im Museum für Vorgeschichte und Archäologie einen ersten umfassenden Überblick über die Kunstwerke, die man dann auf der Route im Original zu sehen bekommt. Den Abschluss und für viele absoluten Höhepunkt bildet die originalgetreue Nachbildung der Altamira-Höhle, die Neocueva innerhalb des vor wenigen Jahren errichteten Altamira-Museums in Santillana del Mar. Hier und in den restlichen, zu der Route gehörenden Höhlen steht man staunend vor den Zeichnungen und Gemälden in Rot, Terrakotta oder Schwarz und betrachtet Bisons, Hirsche, Pferde, aber auch Darstellungen menschlicher Hände, und viele Anthropomorphen.

Die Route „Land von Altamira“ beginnt im grünen Hinterland der Badestrände zwischen den Fischerstädtchen Castro Urdiales und Laredo mit den beiden Höhlen von Cullalvera und Covalanas. In der ersten, in der man die Höhlenkunst selbst nicht sieht, weil sie sich tief unter der Erde in 600 bis 1200 m Tiefe befindet, beeindrucken vor allem die riesigen Dimensionen und ein berauschendes Schauspiel von Wasser, Licht und Tönen. Die schon vom Zugang her geheimnisvoll zwischen den Bergen, Wäldern und sattgrünen Wiesen von Ramales de la Victoria gelegene Höhle von Covalanas, die wahrscheinlich den ersten Bewohnern der Region als Sanktuarium diente, überrascht mit ihren Malereien der roten Hirschkühe.

Die folgende Höhle auf der Entdeckungsreise zum Leben unserer Vorfahren ist die Sopeña-Höhle, wo auf anschauliche Weise in einer Nachbildung der gefundenen Reste in der Grotte von El Salitre das Leben der einstigen Bewohner verdeutlicht ist. Hierher, an den Oberlauf des Flusses Miera und an die steilen Hängen des Miera-Massivs kamen die einstigen Bewohner Kantabriens in einem Zeitraum von vor 30.000 bis 10.000 Jahren zum Jagen und Fischen. Sie nutzten die Höhlen und Grotten als Unterschlupf und zeitweise als Felsenheiligtum.
Eine beträchtliche Anzahl von Malereien und Gravierungen im Fels erwartet die Besucher am nächsten Stopp., der El Pendo-Höhle unweit von Santander. Prähistoriker entdeckten hier zahlreiche Utensilien wie Werkzeuge aus Knochen und Geweih. Aufgrund der Fundstücke geht man davon aus, dass die Höhle bereits vor 84.000 Jahren von den Neandertalern genutzt wurde. Die Zeichnungen, von denen insbesondere die roten Hirschkühe und ein Pferd hervorstechen, entstanden mit der, nur hier an der Kantabrischen Küste angewandten Technik der Tupfung.
Nahe dem Río Pas und dem kleinen Ort Puente Viesgo ragt die charakteristische Kegelform des Monte del Castillo aus der sattgrünen Landschaft auf. Schön ist die kurze Wanderung aus dem Ort auf dem Wanderweg PR-17 hierher. Die sich im Inneren des Berges befindlichen vier Höhlen gehören ebenfalls zum im Jahr 2008 unter Schutz gestellten UNESCO-Weltkulturerbe. Unter den vier Höhlen ragt El Castillo hervor. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt und untersucht, gilt sie als eines der ersten Kapitel in der Geschichte der europäischen prähistorischen Höhlenkunst. Hier fanden sich menschliche Zeugnisse der letzten 150.000 Jahre und die Experten gingen erstmals von einem möglichen Nebeneinander der letzten Neandertaler und der ersten Homo Sapiens aus. Die Zeichnungen, Malereien und Gravierungen verschiedener Techniken weisen Hände, Bisons, Hirschkühe, Pferde und zahlreiche Symbole auf, deren Bedeutung bis heute Rätsel aufgibt.
Weitere Höhlen auf der Route sind die Cueva de Chufin und Hornos de la Peña und natürlich die berühmte Replik der Höhle von Altamira in Santillana del Mar. Hier in einem der zweifelsohne charmantesten Städtchen Kantabriens sollte man seine Route mit diesem Höhepunkt beschließen. Altamira ist weltweit der erste Ort, an dem Felsenmalerei aus der Jungsteinzeit entdeckt wurde. Aufgrund der Qualität, des hervorragenden Erhaltungszustandes und der frischen Pigmentierung gilt Altamira als einzigartige Entdeckung, die bereits 1868 erfolgte. Ihre wahre Bedeutung erkannte man aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Entdeckung von Felsenkunst in weiteren Höhlen Europas, vor allem in Frankreich.


Ist schon die Höhle von El Castillo hinsichtlich ihrer enthaltenen Bandbreite von Felsenkunst beeindruckend, so wird dies in Altamira noch um ein Vielfaches übertroffen: Große Darstellungen von Pferden und Bisons zwischen 1,25 und 1,70 m oder ein Reh von mehr als 2 Metern Länge, Drei-Dimensionalität der Malereien, Zeichnungen und Gravierungen, Naturalismen, abstrakte Darstellungen und Symbolismus sind hier unvergleichlich.
Ein gelungener Abschluss einer Route auf den Spuren der ersten Bewohner Europas.
Infos: https://www.turismodecantabria.com/disfrutala/cuevas;
https://www.spain.info/de/reportajes/cantabria_estar_en_forma_y_disfrutar_del_arte.html

Höhlen und Landschaften im Osten von Asturien
Wer Lust hat, noch weiter zu reisen entlang der traumhaften weiten Sandstrände des kantabrischen Meeres, der findet auch in Asturien direkt an der Küste und zu Füßen der mächtigen Gipfel der Picos de Europa eine Route zur Kunst unserer Vorfahren: „Höhlen und Landschaften im Osten von Asturien“.

Die meist bedeutende und berühmteste Höhle dieser Route, die Höhle Tito Bustillo mit dem gleichnamigen Zentrum für Höhlenkunst liegt im Küstenstädtchen Ribadasella. In diesem Zentrum erfährt man nicht nur alles Wissenswerte über die riesige, ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Höhle selbst, sondern man taucht auf sehr anschauliche Weise ein in den Alltag der ersten Europäer. Das Zentrum entstand aus dem Zwang heraus, das empfindliche ökologische Gleichgewicht in der Höhle zu schützen und aufgrund des schwierigen Zugangs zu einem Großteil der Säle und Galerien in ihrem Inneren. Jetzt ist es möglich, die großartigen Figurengruppen, wie die „Galerie der Pferde“ oder die „Nische der Vulva-Darstellungen“ und die mysteriösen Anthropomorphen anhand von originalgetreuen Repliken und Videoprojektionen genauestens zu betrachten und zu bestaunen.
Die einzigartigen Felsenbilder in der Höhle selbst wurden im Jahr 1968 von einer Gruppe junger Bergwanderer entdeckt. Einer von ihnen, Celestino Fernández Bustillo, kam wenige Tage nach der Entdeckung bei einem Bergunfall ums Leben, weshalb man beschloss der Höhle seinen Namen zu geben. Über die gesamte Ausdehnung der Höhle verteilt befinden sich in ihrem Inneren zwölf Ensemble von Felsenkunst: Malereien und Gravierungen von Tieren, Symbolen und Anthropomorphen, die sie zu einer der umfangreichsten Fundstätten der Kantabrischen Küstenregion macht. Besucher erhalten lediglich Zutritt zum Saal des Hauptpanels, das als umfangreichste Darstellung mit mehr als 100 Figuren und Symbolen gilt. Hier dominieren die Tierfiguren, die sich vornehmlich in Rot, Violett und Schwarz präsentieren, wobei es für den Laien nicht immer einfach ist, sie als solche ohne Erklärung durch einen Führer zu erkennen. 30 Hirschkühe, 13 Pferde, 9 Rentiere, 5 Ziegen, 4 Wisente, 1 Auerochse, 2 nicht zuzuordnende Tierfiguren, zahlreiche Symbole und Linien, die bis heute nicht enträtselt werden konnten, bilden das Ensemble.
Und wer nicht nur Felsmalereien in Höhlen sucht, sondern fasziniert ist von den spektakulären geologischen Formationen im Inneren der Erde, von Stalaktiten und Stalagmiten, Säulen und Gewölben, sollte gleich nebenan der zum Höhlensystem von Tito Bustillo gehörenden Cuevona de Ardines einen Besuch abstatten.
Besonders für Natur- und Landschaftsfans führt eine weitere Höhlenroute unter dem Namen „Die Felsenkunst von Nalón“ in Asturien von der Hauptstadt Oviedo mit dem Archäologischen Museum und über die Höhle von San Román tief in das Innere der Region in den landschaftlich überaus reizvollen Naturpark und Biosphärenreservat Las Ubiñas – La Mesa. Endpunkt ist der hochinteressante Prähistorische Park von Teverga.
Infos:https://www.turismoasturias.es/de/descubre/cultura/arte-rupestre; https://www.spain.info/de/reportajes/paraiso_rupestre_de_asturias_el_legado_de_la_prehistoria.html
Im Norden Spaniens gibt es zwei weitere Routen im Baskenland („Steinzeitliches Baskenland“) und in Galicien („Auf dem Trail der Petroglyphen in Pontevedra“)

Felsenkunst-Routen am Mittelmeer
Vom Grünen Norden geht’s einmal quer durch Spanien Richtung Mittelmeer, wo weitere Routen auf den Spuren der prähistorischen Felsenkunst zum Netz der europäischen Rock Art Trails gehören. Die Szenerie bilden hier die großartigen Gebirgslandschaften aus Kalk und die typische Vegetation des Mittelmeerraums im Hinterland der Küsten in den Provinzen von Tarragona bis hinauf in die Provinz Lérida, Alicante und Castellón in der Autonomieregion Valencia und schließlich Murcia. Man erreicht die zahlreichen Fundstätten in kurzer Zeit von den Stränden der Costa Dorada, Costa Blanca und Costa del Azahar sowie der Costa Cálida aus. 1998 bereits wurde die Felsenkunst des Mittelmeer-Bogens, die sogenannte Levante-Kunst von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Mehr als 720 Fundstätten gehören dazu. Zwei große Routen führen zu den wichtigsten archäologischen Stätten, bei denen es sich hier weniger um Höhlen handelt, sondern um freiliegende, fast immer auf kurzen Wanderungen erreichbare Öffnungen unter Felsendächern und Felsüberhängen.

Experten unterscheiden vor allem zwei große Gruppen innerhalb der Felsenkunst. Zum einen die Kunst der Jungsteinzeit, meist auf den Felsen von sehr viel tieferen Einbuchtungen, wie Höhlen, gemalten, oder eingravierten Abbildungen von Tieren, Symbolen oder Anthropomorphen, eine Art, die sich besonders bei den in Nordspanien beschriebenen Stätten und in Frankreich, zeigt. Daneben die Levante-Kunst, die sich im Mittelmeerraum größtenteils außerhalb von Höhlen in den Kalkfelsen der mediterranen Gebirgslandschaften manifestierte. Die Figuren sind vor allem in den Farben rot, schwarz und weiß auf den Fels gemalt. Und die Farben wurden hier nicht gemischt, sodass es in den Gemälden ganz im Gegensatz zu den Höhlenmalereien des Nordens weder Polychromie noch Abstufungen in den Farbtönen gibt.
Ein weiterer Unterschied zur Steinzeitkunst des Nordens ist, dass die Figurengruppen aus Menschen und Tieren dynamische Szenen abbilden: Jagdszenen, Kampfszenen oder auch Tanzszenen, die sich um ihren Alltag und ihre Rituale drehen. Immer wieder sieht man auch Bogen und Pfeile. Insgesamt sind die Figuren sehr detailliert gezeichnet, die Männer meist nackt, häufig mit Schmuckelementen auf dem Kopf, an Armen oder Beinen, während Frauen nicht selten mit Röcken bekleidet werden. Ein weiterer Stil, der daneben existiert ist die schematische iberische Kunst, bei der die Figuren, die in den Szenen auftauchen, auf ihre Grundlinien reduziert sind.

Route der grossen Felsendächer der Levante-Kunst
Wer einige der wichtigsten Fundstätten kennenlernen und dabei das reizvolle felsige Hinterland der Mittelmeerküsten durchstreifen möchte, hat die Wahl zwischen zwei großen ausgewiesene Routen der Felsenkunst. Von Tarragona bis an die Costa Blanca in der Provinz Alicante führt die „Route der großen Felsendächern der Levantinischen Kunst“. Hier entdeckt man zwischen den charakteristischen Olivenhainen der Provinz Lérida und den Felsen von Cogull das Gemälde von einem Tanzritual zwischen Mann und Frau, reist durch die berühmten katalanischen Weinregionen des Priorats und Montsant und besucht in den Prades-Bergen zwischen Pinien und Steineichenwäldern Malereien unter mächtigen Felsüberhängen, fährt entlang der weiten Reisefelder des e Ebro-Deltas und besucht mittelalterliche Städtchen wie Alcañiz in Aragonien oder Morella im Hinterland der Costa del Azahar.

In der sogenannten „Höhle der Pferde“ von Valltorta unweit des Badeortes Peñiscola wartet eine der besonders beeindruckenden Jagdszenen der levantinischen Felsenkunst mit Bogenschützen auf einer Hirschjagd. Vorbei an Valencia endet die Route in der Cueva de la Araña, der „Höhle der Spinne“ in Bicorp ebenfalls mit einer ausdrucksstarken Jagdszene auf wilde Ziegen und einem Gemälde, auf dem man einen Honigsammler umgeben von einer Schar von Bienen betrachten kann.

Route der prähistorischen Kunst der letzten Jäger und ersten Bauern der Iberischen Halbinsel
Dem Mittelmeer in südlicher Richtung weiterfolgend, begibt man sich auf die „Route der prähistorischen Kunst der letzten Jäger und ersten Bauern der Iberischen Halbinsel“. Zunächst entlang der Costa Blanca bis Alicante geht es danach in das Hinterland der Autonomieregion Murcia in die Weinregionen rund um Jumilla bis in die Umgebung des sehr hübschen Städtchens Caravaca de la Cruz mit seiner mächtigen Burg und Wallfahrtskapelle. Die ersten bedeutungsvollen Stätten für Felsenkunst auf dem Weg sind die Überhänge und Höhlen von Pla de Petrarcos im Hinterland zwischen Denia und Calpe. In den riesigen Felsnischen in dem einstigen Felsenheiligtum fallen vor allem die großen, in Rot gemalten, schlangenförmigen Figuren der „Orantes“ auf, Personen, die die Arme weit hinauf zum Himmel strecken. Klar zu erkennen sind ihre Hände und Finger. Die Stätte inmitten der wunderbaren Berglandschaften, umgeben vom Wanderparadies der Sierras de Aitana, Mariola und Benicadell macht bekannt mit einer weiteren Strömung der Kunst der Höhlenmalerei, die Experten als makroschematische Felsenkunst bezeichnen, die sich hier vor allem in den menschlichen Figuren jener „Orantes“ und einer ganze Anzahl von ebenfalls schlangenförmigen geometrischen Figurengruppen manifestiert. Ein empfehlenswerter Stopp ist in diesem Zusammenhang das Archäologische Museum von Alicante, MARQ, das einen hochinteressanten Einblick in die verschiedenen Strömungen der Felsenkunst – vor allem den vorgefundenen Beispielen im Mittelmeerraum bietet.
Über Alcoy und die Felsendächer von La Sarga führt die Route nun in die Autonome Region Murcia mit ihren Burgen, urigen Dörfern und Weinfeldern. Der Besuch einiger ihrer mehr als einhundert Fundstätten ist eine Zeitreise durch die prähistorische Felsenmalerei der Iberischen Halbinsel. Hier finden sich zum Abschluss noch einmal alle drei großen Gruppen: Die typische Felsenkunst des Paläolithikums mit ihren einfachen Zeichnungen und Gravierungen in Rot, die sich insbesondere in den Höhlen und Felsnischen rund um Cieza entdecken lässt. In Yecla und Moratalla sind es dann die Szenen mit Frauen, Männern und Tierabbildungen des Levantinischen Naturalismus. Und rund um Calasparra, wo darüber hinaus mit der Cueva del Puerto noch eine weitere spektakuläre Tropfsteinhöhle auf die Erkundung wartet, weisen die Fundstätten eine große Anzahl von Malereien der schematischen Felsenkunst auf mit ihren Zeichen, Figuren und Symbolen, die in ihrer Abstraktion nicht selten an die Werke moderner Kunst erinnern.
https://www.murciaturistica.es/de/felszeichnung?buscar=si

Weitere zur Levante-Kunst gehörende Routen gibt es daneben auch in Aragonien („Wege der Felsenkunst in den Kulturparks Aragoniens“), Kastilien-La Mancha („Route der dekorierten Felsenhöhlen in der Mancha“) und in Andalusien („Andalusische Route der Felsenkunst“). Außerdem gehören zum System der europäischen Felsenkunst-Routen folgende drei Routen im Inland Spaniens: Die „Felsenroute von Kastilien-León“, „Felsenkunst in der Extremadura: Prähistorische schematische Kunst“ und „Vom Zentralmassiv bis Los Arribes am Ägueda-Fluss: Die Felsenkunst des Lichts“.
Informationen zu diesen und den restlichen europäischen Kulturrouten der prähistorischen Felsenkunst unter: http://www.prehistour.eu/
