Kreuzgang im Kloster Guadalupe

Neues aus Spanien

Turespaña

Februar 2020

2020 - Ein Heiliges Jahr für Guadalupe

Auf "neuen" historischen Wegen zur Schwarzen Madonna

Langsam taucht die Sonne die Gipfel und Hügelketten der Sierra de Villuercas und der in der Ferne liegenden Montes de Toledo in ein orange-rotes Licht. Wolken ziehen vom Tal hinauf und verdecken die bisher so fantastische Sicht auf die unter uns liegenden Wälder und die sich in Serpentinen aufwärts schlängelnde schmale Straße und die Wanderwege aus dem Tal.

Wander- und Fahrradwege wie der GR 117 führen aus dem Tal, durch die herrliche Natur auf den 1.601 Meter hohen Risco de Villuercas. Seit 2015 ist diese Gegend im Osten der Extremadura an der Grenze zu Kastilien als UNESCO-Geopark von Villuercas, La Jara und Los Ibores ausgewiesen. Dieses Prädikat erhielt die Region nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen prähistorischen Höhlen- und Felsmalereien, die man hier vorgefunden hat. Auf dem Weg hinauf leiten Schilder die Wanderer zu einigen der Fundstellen in der Felsenlandschaft, wie der „Cueva Chica“, der sogenannten „Kleinen Höhle“.

In der Serranía de las Villuercas
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Außer von schroffen Felswänden wird die Region des Geoparks vor allem von grünen Wäldern mit Eichen, Kastanien, Pinien, Kork- und Steineichen sowie von Bergen geprägt, an deren Hängen Zistrosen, Lavendel und Heidekraut wachsen. Eine stille Landschaft, hervorragend geeignet für Naturliebhaber, Wanderer und Aktivurlauber sowie Ornithologen.

Vogelbeobachter im Naturpark Moheda Alta
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Letztere kommen vor allem im Feuchtgebiet des nahegelegenen Erholungs- und Freizeitparks von Moheda Alta auf ihre Kosten. Neben zahlreichen Reihern und Wasservögeln kommen im Winter zahlreiche Kraniche zum Überwintern oder als Zwischenstopp auf ihrem weiteren Weg in den Süden hierher. 

Kraniche kommen zum Überwintern in die Extremadura
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Pilgerziel seit dem Mittelalter: Das Kloster von Guadalupe

Früher war die Gegend auch geprägt von den großen Schafherden der Transhumanz auf ihrem Weg von Kastilien in den Süden. Seit dem Mittelalter wurden dieses Cañadas, wie die Viehtriften auf Spanisch heißen, und andere historische Verbindungswege auch von zahlreichen Pilgern genutzt. Denn inmitten der sattgrünen Mittelgebirgslandschaft wird das Örtchen Guadalupe überragt von seinem mächtigen Komplex des gleichnamigen Klosters, das 1993 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Blick auf Guadalupe mit seinem Kloster
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Das berühmte Marienbildnis von Guadalupe lockte seit dem 14. Jahrhundert Gläubige aus ganz Spanien in den Osten der Extremadura. Der Legende nach vom Hirten Gil Cordero Anfang des 14. Jahrhunderts in den Tälern von Las Villuercas auf wunderliche Weise gefunden, wurde die Schwarze Madonna von Guadalupe schnell zur Schutzpatronin für Könige und Eroberer, die in die Neue Welt zogen, und Guadalupe selbst entwickelte sich zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte Spaniens.

Auch in diesem Jahr werden wohl zahlreiche Pilger und Reisende in den pittoresken Ort unweit der Grenze zu Kastilien kommen. Denn der 6. September, der Tag der Schutzpatronin der Extremadura, der Jungfrau von Guadalupe, fällt dieses Mal auf einen Sonntag. Somit gilt 2020 gemäß päpstlichem Erlass als Heiliges Jahr.

Das Madonnenbildnis von Guadalupe
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Das schöne Kloster ist aber auch für Nicht-Pilger ausgesprochen sehenswert. Die Hauptfassade und einer der beiden Kreuzgänge sind reich geschmückt im Mudéjarstil. Die Kirche aus dem 1. Jahrhundert und der zweite Kreuzgang sind in gotischem Stil erbaut. Drei Museen finden sich inmitten der Klostermauern: Das Museum für Stickerei, das Museum für Illustrierte Handschriften und das Museum für Malerei und Bildhauerkunst. Staunend bewundert man die Gemälde von Zurbarán in der mit zahlreichen Fresken ausgeschmückten Sakristei oder die Werke von El Greco, die das Kloster birgt. 

Sakristei im Kloster Guadalupe
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Auch das Dorf Guadalupe selbst, das um das Kloster erwuchs, ist mehr als eine Reise wert. Es macht Spaß, durch die engen verwinkelten Gassen entlang der Arkaden zu schlendern und den reichen Blumenschmuck an den Fassaden und Holzbalkonen zu betrachten. Die Architektur des Dorfes mit ihren weißgetünchten, meist zweistöckigen Häusern, bei denen das obere Stockwerk nach vorne ragt und auf Holzpfeilern gestützt ist, erinnert an die typischen Bergdörfer der Umgebung. Kein Wunder, dass der Ort zum Verbund der schönsten Dörfer Spaniens gehört. Ehemalige Pilger-Herbergen und Hospize wie das Gebäude des staatlichen Paradorhotels zeugen von der jahrhundertelangen Pilgerbewegung nach Guadalupe.

Blumengeschmückte Häuserfassaden in Guadalupe
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Instandsetzung historischer Wanderwege nach Guadalupe

Wer gerne wandert und per pedes pilgernd nach Guadalupe gelangen möchte, dem stehen 12 historische Pilgerrouten zur Verfügung, die größtenteils seit dem 14. Jahrhundert, nachdem König Alfonso XI den Bau des Klosters initiiert hatte und die Pilgerbewegung ihren Anfang nahm, bestehen. Sie wurden und werden im Rahmen des Projektes „Itinere 1337“ restauriert und neu instandgesetzt. 

Eine der wichtigsten Routen vom Osten her ist der „Camino Real“, der „Königliche Weg“. Von Madrid aus führt er durch Kastilien La Mancha – mit einer Nebenstrecke über Toledo. Er war seit dem Mittelalter, insbesondere im 15. und 16. Jahrhundert einer der meist begangenen Pilgerwege nach Guadalupe. Ein Weg, der auch von verschiedenen Königen begangen wurde, so von Isabella der Katholischen, die mindestens siebenmal diesen Weg nach Guadalupe gepilgert sein soll.

Der „Camino de los Montes de Toledo“ folgt einem ehemaligen römischen Weg, der vom damaligen Toletum bis nach Emérita Augusta, dem heutigen Mérida führte. Könige, Ritter, Soldaten, Ordensleute, Minnesänger, Bürger und Bettler nutzten im Laufe der Jahrhunderte diesen alten Verbindungs- und zweitmeist begangenen Weg, um nach Guadalupe zu pilgern. Nicht selten wurden sie bedroht von Wegelagerern und Räuberbanden, die in der unzugänglichen Region der Berge von Toledo Unterschlupf fanden. Der „Camino de la Jara“ aus den Orten Calera und Chozas in der Mancha folgt, wie die sogenannten „Vias Verdes“, Grünen Wegen, einer alten Bahntrasse nach Guadalupe.

Vom Süden und Südosten gab und gibt es weitere Wege nach Guadalupe, so der „Weg der Minenarbeiter“, die sich einst aus den Quecksilberminen von Almadén in der Mancha Richtung Guadalupe aufmachten. Oder die Pilger kamen noch weiter aus dem Süden, beispielsweise auf dem „Weg der Mozaraber“. Mozarabes wurden die Christen unter der Herrschaft der Mauren genannt, die in den Städten von Al Andalus, Mérida, Córdoba, Sevilla oder Granada lebten. Von Mérida aus dem Südwesten kann man den „Camino Romano“, den römischen Weg erwandern, der Mérida mit Toledo zur Zeit der römischen Herrschaft verbunden hatte. Der Pilgerweg, der Cáceres mit Guadalupe verbindet, heißt heute der „Weg der Entdecker“ in Anlehnung an die berühmten Namen der Männer, die sich aus der Extremadura aufmachten, um eine Neue Welt zu erobern. Viele von ihnen kamen vor ihrer Abreise oder nach ihrer Rückkehr zur Marienverehrung nach Guadalupe. Oder benannten ihre neue entdeckten Gebiete nach diesem Wallfahrtsort in der Extremadura. Wie beispielsweise die von Kolumbus so getaufte Insel Guadeloupe auf den Kleinen Antillen.

Von Kloster zu Kloster

Eine landschaftlich besonders reizvolle Route ist der „Camino de Monfragüe“, benannt nach dem Nationalpark, den er von dem nördlich von Guadalupe gelegenen Städtchen Plasencia aus durchquert. Die 12. und letzte dieser wieder hergestellten Routen schließlich, der „Camino de los Jeronimos“ , die Route der Hieronymiten, führt vom Kloster Monasterio de Yuste, dem letzten Zufluchtsort von Kaiser Karl V., zum Kloster Guadalupe, den beiden bedeutendsten Klosterstätten dieser Ordensgemeinschaft und zwei der interessantesten Klöster Spaniens.

Letzter Rückzugsort Karls V. - das Kloster von Yuste
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Egal, für welche der Pilgerrouten nach Guadalupe man sich entscheidet, jede von ihnen macht bekannt mit herrlichen Naturlandschaften und dem kulturellen Erbe eines Teils von Spanien, der vielen ausländischen Reisenden noch nahezu unbekannt sein dürfte. Und nicht vergessen werden darf die Gastronomie der Region. Da sind die schmackhaften Käsesorten aus Ibores, der hervorragende Schinken von den schwarzen iberischen Schweinen, denen man auf den Dehesas, den mit Kork- und Steineichen bestandenen Weiden immer wieder begegnet, die Honigsorten, von denen der dunkle Kastanien- und der Steineichenhonig mit ihrem nussigen Geschmack besonders hervorstechen, das hervorragende Olivenöl der Region, Lammgerichte oder die typischen Süßspeisen der Gegend. 

Eine Reise in die Extremadura bedeutet immer ein besonderes Natur-, Kultur- und Gastronomie-Erlebnis abseits der bekannten Touristenrouten. 

 

Informationen: https://www.turismoextremadura.com/en/index.html  ; www.caminosaguadalupe.com  (nur auf Spanisch)

 

Iberische Schweine in der Dehesa - Typisches Weidegebiet in der Extremadura
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