Gegen den Strom
Pilgern auf dem Ignatius-Weg - Camino Ignaciano
Vom 20. Mai 2020 bis 31. Juli 2022 wird im Rahmen des 500-jährigen Gedenkens an die Bekehrung des Heiligen Ignatius von Loyola das Ignatianische Jahr begangen. Wir folgen seinen Spuren auf dem Camino Ignaciano vom Westen in den Osten Spaniens.
„Hallo, wo wollt Ihr denn hin?“ – So mancher der zahlreichen Jakobs-Pilger, die uns entgegen kommen, reibt sich verwundert die Augen. „Ihr lauft doch in die falsche Richtung!“ Nein, wir sind auf dem richtigen Weg. Wir folgen auch nicht der Jakobsmuschel, wir folgen der Sonne und dem Pfeil vom Westen Spaniens quer hinüber in den Osten des Landes, vom Baskenland nach Katalonien. Im Ignatianischen Jahr, das am 20. Mai diesen Jahres begonnen und bis zum 31.07.2022 andauern will, bietet sich endlich einmal die Gelegenheit, uns auf den Pilgerweg zu machen, der mittlerweile auch schon das 10. Jahr seines Bestehens feiert.
Das Ignatianische Jahr gedenkt dem 500. Jahrestag der Bekehrung des einstigen Ritters Iñigo – Ignatius aus Loyola – einem zur Gemeinde Azpeitia zählenden Örtchen in der Provinz Guipuzkoa. Als Adliger stand er im Dienst der Katholischen Könige und Carlos I, dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Karl V. Im Mai 1521 wurde er in Pamplona im Kampf gegen französische Truppen schwer an den Beinen verletzt. Auf seinem Krankenbett im Elternhaus standen ihm als einzige Lektüre Bücher über das Leben von Christus und den Heiligen zur Verfügung. Während der Lektüre beschlichen ihn Zweifel an seinem Leben und seiner Bestimmung und er beschloss sich nach seiner Gesundung auf den langen Pilgerweg nach Jerusalem zu machen. Ende Januar, Anfang Februar 2022 brach er schließlich auf den Weg auf, der ihn Gott und seiner Bestimmung näher bringen sollte, erreichte im März 2022 das Kloster von Montserrat und blieb danach 10 Monate in Manresa, wo er in einer Höhle lebte und seine spirituellen Übungen, die Exerzitien verfasste. Ein Jahr später erreichte er schließlich Rom und Jerusalem, bevor er sich schließlich in Barcelona zum Lateinstudium niederließ. Zum Ende der 1530er Jahre begründete er mit einigen seiner Gefährten den Jesuitenorden, die sogenannte Gesellschaft Jesu, die im September 1540 durch Papst Paul III. bestätigt wurde.
Aufbruch aus dem Baskenland
Diesem Weg des Ignatius von Loyola, dem späteren Begründer des Jesuitenordens, folgt der Camino Ignaciano von Azpeitia im Baskenland bis zur Ignatius-Höhle in Manresa in Katalonien, ein Pilgerweg, der vor gut 10 Jahren ins Leben gerufen wurde. Das ehemalige Geburtshaus in Loyola – Azpeitia, an dem sich heute ein beeindruckender Klosterkomplex befindet, ist der Ausgangspunkt des Pilgerweges. Insgesamt liegen mehr als 650 Kilometer und 27 Etappen durch das Baskenland, La Rioja, Navarra, Aragón und schließlich Katalonien vor uns. Der Heilige Ignatius schaffte diesen Weg in gut 30 Tagen durch Landstriche, die damals im 16. Jahrhundert noch menschenleerer und einsamer gewesen sein mögen als heute. Schließlich zählte das damalige Spanien mit 7 bis 8 Millionen Einwohnern nur einen Bruchteil der heute rund 45 Millionen Spanier.

Aber auch heute noch bietet der Weg über die Berge, durch grüne Täler und weite Ebenen, entlang fruchtbarer Weinberge und Felder, durch die wüstenhafte Landschaft der Monegros, kleine, ursprüngliche Dörfer und Städte, wie Logroño und Zaragoza, genügend Gelegenheit der Stille und Ruhe, um zu sich selbst zu gelangen. Aber auch die Möglichkeit spanisches Alltagsleben, die Menschen des Landes, ihre Gastronomie und die abwechslungsreichen Landschaften kennenzulernen. Und wir sind eingeladen - da es der Weg eines Menschen ist, dem wir folgen - uns auch mit diesem Menschen, seinem Leben und Vermächtnis sowie seinen Gedanken auseinander zu setzen. Denn das unterscheidet den Pilgerweg des Camino Ignaciano von vielen anderen Pilgerwegen. Man folgt den Spuren eines Menschen und ist nicht nur allein auf dem Weg zu einem Grab, zu Reliquien oder in einen heiligen Ort.

Naturliebhaber werden begeistert sein von den ersten sechs Etappen, die auf insgesamt 126 Kilometern entlang den rot-weißen Markierungen des GR 120 durch die sattgrünen, teilweise steilen Bergregionen des Baskenlandes führen. Bis zur modernen Basilika des Wallfahrtsortes Aranzazu geht es am zweiten Etappentag größtenteils bergauf, bevor die dritte Etappe den Weg wieder über die Berge vorbei an den auf den Almen weidenden Kühen und Pferden zur wohlverdienten Rast in der Berghütte von Urbia einlädt.

Die Landschaften des Natuparks von Aizkorri-Araz gehören sicherlich zu den schönsten der Etappen im Baskenland. Immer wieder kommen wir durch typische baskischen Orte mit ihren Natursteinhäusern, wie Oñati, wo wir es nicht versäumen, den köstlichen einheimischen Schafskäse Idiazabal zu probieren. Wir gehen vorbei an kleinen Kirchen und einsamen Kapellen, begleitet von grünen Hügeln und Bergen, entlang von Flüssen und über steile Pässe, ehe am 6. Tag die Weinfelder der Rioja Alavesa rund um den hübschen Weinort Laguardia auftauchen.

In dem hübschen vollständig ummauerten und ganz und gar mit Bodegas unterkellerten Ort lohnt es sich unbedingt, einen Tag länger zu bleiben. Nicht nur, um einerseits die herrlichen alten Weinkellereien zu besuchen und die hervorragenden Weine der Rioja Alavesa zu probieren. Sondern auch, um einen Bummel entlang der stattlichen Herrenhäuser des mittelalterlichen Ortes zu machen und das beeindruckende gotische Portal der Kirche Santa María de los Reyes zu bewundern, dessen originale Polychromie an den zahlreichen steinernen Figuren, die das Portal schmücken, noch erhalten ist. Und am Abend bei einem Gläschen Wein auf der stillen, sanft beleuchteten Plaza bei einem Gläschen Rioja zu sitzen.

Auf dem Jakobsweg durch die Rioja
Aus dem baskischen Teil der Weinregion Rioja geht es jetzt auf der siebten Etappe zunächst rund um eine Lagune, vorbei an Weinfeldern und Bodegas und über den Ebro Richtung Navarrete hinüber in die Autonomieregion La Rioja. In Navarrete hielt sich damals der Herzog von Nájera auf, in dessen Dienst Loyola gestanden hatte und der ihm wohl noch Geld schuldete, das Loyola damals einzog und weiterverteilte, bevor er sich seinen Weg fortsetzte. Von Navarrete folgt das Stück Weg nach Logroño, das auf 13 Kilometern dem Französischen Jakobsweg in umgekehrter Richtung folgt.
Hier wundert sich tatsächlich so mancher Jakobspilger über die Entgegenkommenden, die in die vermeintlich falsche Richtung gehen.

Logroño ist die erste größere Stadt durch den der Ignatius-Weg führt und sicher auch einen ausgiebigen Besuch wert. Die erste Stärkung gibt es in der berühmten Calle Laurel. Hier warten zahlreiche Tapas-Lokale auf Einheimische und Besucher und die Straße ist berühmt dafür, von einem Lokal zum nächsten zu ziehen und für wenig Geld die unterschiedlichen Tapas, natürlich begleitet von einem Gläschen Rioja-Wein, zu probieren. Die Stadt wird geprägt durch den Jakobsweg und die vielen Pilger, die hier eine Rast in der geschichtsträchtigen Pilgerherberge oder am berühmten Pilgerbrunnen einlegen. Über dem Marktplatz ragen die Barocktürme der Kathedrale Santa María la Redonda hervor und es herrscht regen städtisches Treiben auf der Promenade des Paseo del Espolón und der Plaza del Mercado. Gleich nahe der Kathedrale liegt eine Pilgerherberge, in der wir – trotz der vielen Jakobspilger - noch ein Plätzchen für die Nacht erhaschen.

Was die Unterkünfte auf dem Ignatius-Weg anbelangt, ist der noch nicht so eng mit Herbergen gespickt wie der seit dem Mittelalter funktionierende Jakobsweg. Es gibt einige Herbergen, die meisten zwischen Logroño und Montserrat, ansonsten ist es aber nicht schwierig, in Gasthäusern und Pensionen unterzukommen, sieht man einmal von der Strecke zwischen Zaragoza und Fraga durch die trockenen Landschaften der Monegros ab. Auf der offiziellen Internetseite https://caminoignaciano.org/de/1-2/ sind sämtliche Etappen ausführlich beschrieben mit Tipps zu den jeweiligen Unterkunftsmöglichkeiten.

Aus der Hauptstadt der Rioja verlassen wir auch die Weinberge und es geht in südöstlicher Richtung entlang fruchtbarer Felder und Agrarflächen auf einer Etappe von 30 Kilometern an der schönen Burg Las Aguas in Agoncillo und später den Felsen der Peñas de Aradón vorbei bis Alcanadre, wo die Pilgerherberge im Bahnhofsgebäude des Dorfes untergebracht ist. Calahorra das Zentrum des Gemüseanbaus der sogenannten Unteren Rioja, Rioja Baja, ist mit seiner romanischen Kathedrale Del Salvador das Ziel der folgenden Etappe durch die Autonome Region La Rioja.
Unvergesslich bleibt uns Alfaro am Ebro, der letzte Ort der Rioja bevor wir hinüber in die Region Navarra weiterwandern. Wie könnte man auch die Hunderte von Störchen, die den Ort, und vor allem die Türme und Dächer der Stiftskirche San Miguel bevölkern, vergessen? Mehr als 400 Tiere sollen es sein, die hier ihre Nester bauen und das Stadtbild prägen.

Von La Rioja nach Navarra
Navarra, die Heimat von Francisco de Javier, dem heutigen Schutzpatron und ehemaligen Weggefährten von Loyola, sowie Pamplona, wo er im Kampf verletzt wurde, spielten eine große Rolle im Leben von Ignatius. Von Alfaro aus haben wir die Wahl zwischen zwei Wegen in die Nachbarregion. Wir wählen den landschaftlich reizvolleren Weg am Ebro entlang durch das Schutzgebiet der Sotos de Ebro. Die Landschaft hier am Ufer dieses für Spanien so wichtigen Flusses mit ihrer Weite verleiht innere Ruhe und man hält zwischendurch immer wieder an, um den Wasservögeln zuzuschauen oder einfach den ruhigen Lauf des Flusses in sich aufzunehmen.
In Tudela, berühmt für das hervorragende Gemüse dieser Region, lassen wir uns ein rein vegetarisches Menü mit den typischen Produkten Navarras schmecken. Die Stadt, deren Altstadt einst von Mauren, Juden und Christen bewohnt war, ist auch sonst sehenswert mit ihren Palästen wie dem Renaissancepalast des Marquis von San Adrián oder der schönen Kathedrale mit Stilmischungen aus Gotik, Renaissance und Barock sowie einem herrlichen romanischen Kreuzgang.

Durch Aragón: Mudéjarkunst und Wüstenlandschaft
Von jetzt an folgen Etappen, die geprägt sind von trockenen, baumlosen Landschaften, in denen je nach Jahreszeit die Sonne erbarmungslos auf die Pilger hinab scheint. Es geht von Tudela aus vorbei an der Region der Bardenas Reales, die wir nur von weitem erblicken, hinüber nach Aragonien in den kleinen Ort Gallur und weiter mit dem Ebro im Blick nach Alagón. In dieser Gegend soll Ignatius ein Streitgespräch mit einem Mauren über die Jungfernschaft der Gottesmutter geführt haben, das er in seinem „Bericht des Pilgers“ ausführlich erwähnt. An der Kirche San Pedro Apóstol in Alagón fällt zum ersten Mal die für diese Region typische Múdejar-Architektur auf, die von der UNESCO zum Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde. Die Mudejaren nannte man jene Muslime, die nach der Reconquista unter christliche Herrschaft gekommen waren. Der typische Baustil dieser arabischen Baumeister zeichnet sich aus durch die Verwendung weicher Materialien wie Gips, Keramik, Holz oder Ziegel und dem Reichtum dekorativer Elemente an von ihnen erbauten Kirchen und Kathedralen.
Die 15. Etappe bringt uns vom Zentrum in Alagón in die zweite bedeutende Stadt am Ignatius-Weg, nach Zaragoza, wo wir mit dem Lauf des Ebro, vorbei am ehemaligen Ausstellungsgelände der EXPO 2008 mit dem charakteristischen Wasserturm und der modernen Brücke des Dritten Jahrtausends in Richtung der Türme der altehrwürdigen Basilika El Pilar, einem der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt neben der Kathedrale La Seo, ankommen. Die lebendige Stadt rund um den Pilar-Platz mit ihren Fußgängerzonen und dem Tapas-Viertel El Tubo ist eine gelungene Abwechslung, um neue Energie für den Weiterweg zu tanken.

Ein Bummel auf den Spuren Goyas oder dem römischen Erbe der Stadt mit Forum und Theater Caesaraugusta oder der Besuch des herrlichen Aljafería-Palastes und wir machen uns wieder auf den Weg des Heiligen Ignatius nach Fuentes de Ebro. Wieder sind es 30 Kilometer durch eine ebene Landschaft, immer dem Lauf des Flusses folgend. Hier endet eine weitere wichtige Wasserstraße, die uns neben dem eigentlichen Fluss Ebro seit Fontellas in Navarra begleitet hat, der Canal Imperial de Aragón, der Kaiserliche Kanal von Aragonien aus dem 18. Jahrhundert, einst eine wichtige Binnenwasserstraße, die ursprünglich geplant worden war, um die Region mit dem Mittelmeer zu verbinden.
Von Fuentes del Ebro aus beginnen zwei Tagesetappen, auf denen wir uns, dem Ratschlag des Führers der Internetseite des Camino folgend, mit genügend Wasservorrat ausstatten, denn es geht über die Hochebene der Monegros, eine faszinierende Wüstengegend, durch die der sogenannte Katalanische Jakobsweg führt, auf dem wir uns jetzt – wieder einmal in umgekehrter Richtung – befinden.
Bis zur Venta de Santa Lucía sind es mehr als 29, bis Bujaraloz weitere 21 Kilometer durch diese staubtrockene Gegend, wo wir bis an den in der Sonne flimmernden Horizont kaum einen höheren Busch, geschweige denn einen schattenspendenden Baum erkennen können

Die letzten Etappen durch Katalonien
Das gilt genauso für die 19. Etappe nach Candasnos, eines jener kleinen, scheinbar von der Welt vergessenen Dörfchen in diesen Ebenen zwischen Aragonien und Katalonien. Und dann endlich erreichen wir das kleine Städtchen Fraga, am Fluss Cinca gelegen, der hoch aus den Pyrenäen Aragoniens kommend, ein Gefühl der Frische bei uns aufkommen lässt.
Und kurz hinter diesem letzten Ort in Aragonien wandern wir auf der 21. Etappe nun nach Katalonien, wo uns das letzte Stück dem Ziel dieses Weges entgegenbringt, dort wo Ignatius von Loyola sich endgültig geläutert fühlte, sich ein Büßergewand überzog und viele Monate in einer Höhle in Manresa verbrachte, wo sein Leben die entscheidende Wendung vollzog.
Für uns ändert sich, dass zu den orangefarbenen Pfeilen, denen wir durch die Rioja, Navarra und Aragón gefolgt waren, nun das Zeichen der Sonne dazukommt. Der gesamte Katalanische Jakobsweg, dem wir ja bis Montserrat und Manresa in der gewohnten umgekehrten Richtung finden, wurde neu markiert und ist einfach zu finden. Wir verlassen Frage und den Fluss Cinca und erreichen die ersten beiden katalanischen Dörfer Alcarràs und Butsénit und folgen später dem Ufer des Segre bis in die dritte der größeren Städte am Ignatius-Weg Lleida.

Lleida, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, die im Norden abgeschlossen wird von den katalanischen Pyrenäen mit ihren malerischen Tälern und frühromanischen Kirchlein, wird überragt von der Alten Kathedrale – La Seu Vella – auf dem Burgberg. Wer Schnecken mag, wird in Lleida nicht umhinkommen, die gastronomische Delikatesse der Stadt zu kosten, die „Cargols de la llauna“, Schnecken in der Dose. Schließlich gibt es hier alljährlich im September (2021: vom 03. bis 05.09.) das große Schneckenfestival L’Aplec del Caragol.

Am Segre entlang verlassen wir die Stadt wieder und starten die 22. Etappe, die uns größtenteils über Feldwege durch eine agrarlandschaftliche geprägte Gegend führt nach Palau d’Anglesola und nach weiteren 24 Kilometern der 23. Etappe das stille, idyllische Dorf Verdú erreicht, das mit einer schönen romanischen Pfarrkirche, der alten Burg und dem Geburtshaus des Heiligen Petrus Claver, der bekannt wurde, weil er sich für die Rechte der schwarzen Sklaven im Hafen von Cartagena de las Indias im heutigen Kolumbien einsetzte. Berühmt ist auch die hübsche schwarze Keramik des Ortes.
Auch die 24. Etappe verläuft auf dem sogenannten Königsweg „Cami Real“, den Ignatius in seinem Pilgerbericht erwähnte, entlang der Felder mit Getreide, Oliven- und Mandelhainen auf einem Feldweg über Tarrega und Talladell in das von Kirchtürmen und den Ruinen einer Burg überragte Cervera. Das Städtchen mit rund 9.000 Einwohnern gehörte einst zu den bedeutenden Orten der Region. Im 18. Jahrhundert war hier die einzige Universität Kataloniens beheimatet.

Drei Etappen fehlen uns noch auf dem Ignatius-Weg. Die erste von Cervera nach Igualada ist mit ihren 38 Kilometern ausgesprochen lang und wenn es auch durch reizvolle Landschaften und kleine katalanische Dörfer geht, ziemlich ermüdend. Man kann sich für zwei Wege entscheiden, wir nehmen den über Sant Guim de Freixenet, weil wir auf dem Weg dorthin an einem alten Jesuitenkloster aus dem 17. Jahrhundert vorbeikommen. Es ist zwar seit dem Ende des 18. Jahrhunderts geschlossen, aber fasziniert die Atmosphäre, die diese verlassenen Orte und Gebäude inmitten der Einsamkeit der Landschaft ausstrahlen.
Kurz vor dem Ziel: Montserrat, der gezackte Berg
Igualada, das Endziel der Etappe, ist im Zusammenhang mit Ignatius von Loyola insofern bedeutsam, da er sich hier wohl entschloss, seine bisherige Kleidung abzulegen und kaufte sich „Stoff, aus denen man Säcke zu machen pflegt“. Um sich danach auf den Weg nach Montserrat zu machen.
Von Igualada aus sind es 27 Kilomenter bis zu dem Benediktinerkloster auf dem „gezackten Berg“, dem Montserrat. Die letzten sind landschaftlich die wohl schönsten, aber auch schwierigsten, denn sie führen 450 Höhenmeter hinauf durch diese mediterran geprägte Berglandschaft mit den unglaublich schönen und spektakulär geformten Zacken.

Und ist man erst oben am Kloster, steht vor dem Bildnis der berühmten Schwarzen Madonna und wartet darauf, dass die Busse und die Tagesgäste abgefahren sind, ergießt sich die ganze Schönheit dieses Ortes. Die Berge leuchten rot in der untergehenden Sonne, es kehrt Stille ein und man hat das Gefühl angekommen zu sein, bei sich oder auch am Ziel, obwohl die letzte Etappe immer noch vor uns liegt. Aber den stillen Stunden auf diesem Berg zwischen den dicken Klostermauern muss man sich einfach überlassen und sie genießen.

Am nächsten Morgen heißt es frühzeitig Abschiednehmen von diesem faszinierenden Ort. Die letzte Etappe durch herrliche grüne Landschaften, durch die es teilweise recht steil bergab geht, hat noch einmal eine Länge von fast 25 Kilometern, bevor wir die Stadt Manresa erreichen und die Kirche neben der Ignatius-Höhle, die von der Gemeinschaft der Jesuiten geführt wird, die die Pilger auch gerne in Empfang nehmen. Im Pilgerbüro in der alten Jesuiten-Schule erhalten wir unsere Pilgerurkunde und den letzten Stempel im Pilgerpass, ehe wir in der Ignatius-Höhle unsere Pilgerreise aus dem fernen Baskenland bis hierher noch einmal in Gedanken durchleben. Endlich am Ziel! Hier lebte der Heilige Ignatius von Loyola 10 Monate lang und begann seine berühmten Exerzitien zu verfassen, bevor er sich auf eine Pilgerreise nach Rom und Jerusalem begab.

Im Ignatius-Jahr werden in den beteiligten Autonomieregionen eine Reihe von Veranstaltungen, wie Ausstellungen oder Vorträge durchgeführt. Ganz besonders die Stadt Manresa bereitet sich seit vielen Monaten auf die Ignatiusfestlichkeiten im Jahr 2022 vor. Informationen unter: www.manresa2022.cat
Sämtliche Informationen zum Ignatius-Weg im Internet auch auf Deutsch: https://caminoignaciano.org/de/
