Der Buen Retiro Park in Madrid im Herbstkleid

Neues aus Spanien

Álvaro López del Cerro - Madrid Destino

September 2021

Eine Herbstreise zu den Landschaften des Lichts und der Farben in Madrid

Nicht nur gastronomische Highlights und Kultur, sondern auch die bunten Farben der Natur prägen eine Reise im Herbst nach Madrid

Madrid, die Hauptstadt Spaniens, ist eine lebhafte sprudelnde Metropole mit hervorragender Gastronomie in jahrhundertealten Traditions-und modernen Avantgarde-Restaurants, mit tollen Bars und beeindruckenden Aussichtsterrassen. Es ist eine Stadt der Kunst und Kultur, moderner Shopping-Zentren und doch voller Tradition und Historie, die man in den Vierteln der Innenstadt auf Schritt und Tritt verspürt.  Madrid ist aber auch eine Stadt der grünen Parks und Gärten, die Hauptstadt Europas mit dem größten Grünanteil pro Einwohner. 

Nahezu jedes Stadtviertel besitzt seine Grünanlage und egal durch welches man gerade bummelt, ein Park oder Garten ist immer in der Nähe, um durchzuatmen und wo der Straßenlärm von dichten Bäumen einfach verschluckt wird. Die zahlreichen Parkanlagen mit ihrer Vielzahl an, oft mehr als 100 Jahre alten Bäumen in und um Madrid verleihen nicht von ungefähr einer Herbstreise in die lichtdurchflutete Kapitale Spaniens einen ganz besonderen Reiz.

Ob es nun das berühmte Viertel der Dichter des Goldenen Zeitalters Las Letras ist, oder ein Einkaufsbummel im eleganten Barrio de Salamanca, gleich nebenan wartet der Retiro-Park, um die müden Füße zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen.

Was ist besser als einem ausgedehnten Besuch auf dem Traditions-Flohmarkt El Rastro im Viertel La Latina am Ufer des Manzanares in den Park-Anlagen von Madrid Río abzuschalten oder die  Stadtvisite auf den Spuren der Habsburger zwischen den herrlichen Brunnen und gepflegten Blumenbeeten der Sabbatini-Gärten und des Campo del Moro mit Blick auf den Königspalast zu beschließen?

Ein Kaffee in den Sabatini-Gärten mit Blick auf den Königspalast Palacio Real in Madrid
Álvaro López - Madrid Destino

Das grüne Herz der Hauptstadt - Neues Welterbe der UNESCO

Einer der Hauptanziehungspunkte dürfte nicht erst seit diesem Jahr die Prachtallee des Paseo del Prado  mit dem sich anschließenden Retiro Park sein, dem neuen Weltkulturerbe der Stadt. Jene „Landschaft des Lichts und der Künste und Wissenschaften“ gehört seit Ende Juli zum UNESCO-Welterbe der Menschheit, gilt sie als “herausragendes Beispiel für neue städtebauliche Modelle des aufgeklärten Absolutismus im 18. Jahrhundert“. Hier finden sich auf einer Fläche von 200 Hektar Gebäude  der Wissenschaft, Kunst, Industrie, Forschung und Natur. Die damals städtebaulich völlig neue Art einer Alameda, einer Allee inmitten des Zentrums einer Stadt diente als Vorbild für weitere Projekte dieser Art auf der iberischen Halbinsel und in den spanisch-amerikanischen Vizekönigreichen im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Heute ist der Paseo del Prado als „Kunstdreieck“ mit seinen berühmten Kunstmuseen Prado, Reina Sofía und Thyssen Bornemisza einer der großen Pilgerorte für Kunstinteressierte aus aller Welt.

Der Paseo del Prado mit dem Parque del Buen Retiro sind das grüne Herz im Zentrum von Madrid, obgleich rund um das „alte“ Madrid, gleich mehrere grüne Lungen für gute Luft und Nachhaltigkeit in der Millionenstadt sorgen. Im 17. Jahrhundert wurde der Park  als Teil der königlichen Sommerresidenz von Philipp IV rund um den Retiro-Palast angelegt. Einst Schauplatz höfischer Feste, öffnete Karl III. einen Teil des Parks für die Madrider Bürger. Im Laufe der Jahrhunderte wurde viel an der Parkgestaltung getan. Mit seinen breiten sandigen Alleen und geteerten Straßen zwischen mächtigen Bäumen, seinen romantischen kleinen Holzbrücken und dem Herzstück des Parks, dem Estanque, einem künstlich angelegten See ist er bis heute einer der Lieblingsplätze der Madrilenen und Besucher der Stadt geblieben.

Ein Spaziergang durch den Retiro-Park im Herbst
istock-images; mit freundlicher Genehmigung Turespaña

Sich hier ein Eckchen zu suchen, ein Buch zu lesen, den spielenden Kindern oder den durch den Paar schlendernden  Paaren und Familien zuzusehen, einen Kaffee am See zu genießen oder eine Bootsfahrt zu machen, ist ein Stück Madrid so zu erleben wie die Einheimischen. Hier verkauft ein Mann bunte Luftballons, dort steht eine Frau  – jetzt im Herbst – mit gerösteten Kastanien. Da joggt jemand an einem vorbei, hier verbringt der ein oder andere Büroangestellte seine Mittagspause und plaudert angeregt mit den Kollegen. Und über allem steht der auch jetzt im Herbst tiefblaue Himmel von Madrid und die Sonne lugt zwischen den dichten Baumwipfeln hervor.

 

Herbst im Buen Retiro Park in Madrid
Turespaña

Mehr als 90 verschiedene Baumarten gibt es hier im Park: Von Magnolien, Platanen, Kastanien, Pinien oder Pappeln bis hin Ulmen, Lorbeerbäumen, Ahorn oder Zypressen. Bieten sie im Sommer herrlichen Schatten und Kühlung inmitten der heißen Stadt, so entfaltet sich jetzt im Herbst die ganze Schönheit des Parks dank ihres bunten Farbenkleides.

Die wird abgerundet durch Gebäude wie den weißen Palacio de Cristal, dessen gläserne Fassade sich  in dem Weiher davor spiegelt. Im Herbst bietet er zwischen den orange gefärbten riesigen Rosskastanien eines der schönsten Fotomotive des Parks. 1887 als Gewächshaus für die Ausstellung „Flora der philippinischen Inseln“ geplant, beherbergt er heute als einer der Hauptsitze des Reina Sofía Museums Wechselausstellungen.

Der kleine See vor dem Palacio de Cristal im Herbst
iShutterstock. Mit freundlicher Genehmigung Turespaña

Ein kunstvoller Garten für die Wissenschaft

Kunstwerke innen und außen. Nach dem Besuch der Kunst in einem der drei weltberühmten Museen am Paseo del Prado bietet sich ein weiterer Herbstspaziergang durch den, sich an den Prado anschließenden Real Jardín Botanico, den Königlichen Botanischen Garten an mit seinen mehr als 30.000 Baum- und Pflanzenarten aus aller Welt, die auf drei übereinanderliegenden Terrassen zu bewundern sind. 1781 wurde er unter Karl III von Juan de Villanueva als Bestandteil der aufklärerischen Neugestaltung der Stadt an den Prado verlegt, der zu jener Zeit das Naturkundliche Museum beherbergte. Geführt vom „Hohen Rat für Wissenschaftliche Untersuchungen“ hat er sich bis heute seinen naturwissenschaftlichen Charakter durch zahlreiche Veranstaltungen in diesem Bereich erhalten. Das Herbarium des Botanischen Gartens von Madrid gehört zu den wichtigsten seiner Art in Europa mit mehr als 1 Million Blättern. Von seiner enormen Bedeutung zeugen darüber hinaus die Bibliothek und das Archiv mit etwa 10.000 Zeichnungen und Proben von über 5.000 Pflanzenarten.

Schon im 19. Jahrhundert gehörte der Königliche Botanische Garten von Madrid zu den bedeutendsten Gartenanlagen Europas. 1942 wurde er zum Jardín Artístico erklärt und gehört heute gemeinsam mit dem Paseo del Prado und dem Retiro-Park zum Ensemble der Landschaft des Lichts und der Künste und Wissenschaften.

Wer den wunderschönen Garten besucht, gelangt von der untersten Terrasse mit Zier-, Heil- und Aromapflanzen, mit Obstbäumen und herrlichen Rosenbeeten zur zweiten Terrasse, wo sich die Pflanzenbeete ästhetisch um Brunnenanlagen gruppieren. Begleitet vom Geräusch des plätschernden Wassers und dem Wind, der durch die bunten Bäume streicht, geht es zur obersten Terrasse, wo zahlreiche steinerne Figuren zwischen den Wegen, den Hecken und Baumgruppen die Besucher grüßen. Das Gewächshaus aus dem 19. Jahrhundert und eine Weinlaube aus dem 18. Jahrhundert verschönern diese paradiesischen Gärten, in denen man sich überall, nur nicht mitten im Zentrums einer lauten, lebhaften Millionenstadt wähnt.

Ein Paradies auch im Herbst: Der Königliche Botanische Garten von Madrid
Paolo Giocoso - Madrid Destino

Größer als der Central Park von New York - Der Stadtpark Casa del Campo in Madrid

Der größte Stadtpark Madrids und einer der größten städtischen Parks von Europa ist die Casa de Campo, den man bei einem Besuch rund um den  Königspalast von weitem überblickt. Einst das Jagdrevier Philipps II. nach seiner Übersiedelung nach Madrid ist die Casa de Campo, seitdem sie 1931 den Bürgern übergeben wurde, die größte und beliebteste Parklandschaft innerhalb der Metropole. Sie beherbergt auf mehr als 1.500 Hektar nicht nur den Zoo und den Vergnügungspark Parque de Atracciones und ist somit für Kinder und junge Menschen ein attraktiver Anziehungspunkt.

Größer als der Central Park von New York kommen hier Sportfans voll auf ihre Kosten. Ob Radfahren, Joggen oder Kajakfahrten auf dem herrlichen See des Parks oder einfach Spaziergänge mit Blick auf die Skyline von Madrid, ist der Park ein Paradies für Natur- und Sportfans inmitten des Zentrums. Der große künstlich angelegte See hat einen Umfang von fast 1.400 Metern.

Auf dem Garabitas Hügel Blick über den Stadtpark Casa de Campo Madrid
Álvaro López - Madrid Destino

Mit seiner baumreichen Umgebung ist er ein Paradies für Vögel und Insekten. Mächtige Ulmen, Ahornbäume, Tamarisken, Eschen, Platanen und Erdbeerbäume säumen seine Ufer. In der Nähe liegt mit dem Insektenzentrum Centro Enomológico Manuel Ortego eine der größten Sammlungen an Käfern und Schmetterlingen Spaniens.

In einem der renommierten Restaurants rund um den See kann man einen Herbstspaziergang durch den Park mit einem Menü aus dem hervorragenden gastronomischen Angebot der Hauptstadt abschließen.

Über den Park führt eine Seilbahn, in die man am Paseo del Pintor Rosales einsteigen kann. Von oben erkennt man die Dimensionen des Parks, seine vielen Brunnen, den See, die Bunker aus dem Bürgerkrieg und Brücken. Die Seilbahn verbindet die Casa de Campo mit dem herrlichen Parque del Oeste am anderen Ufer des Manzanares.

Madrid Río - Ein grüner Gürtel um die Stadt

Am Manzanares, dem Fluss Madrids, den früher kaum ein Besucher der Stadt auch nur wahrnahm,  den aber schon der königliche Hofmaler Goya auf einem Teil seiner berühmten Gemälde verewigt hat, entstand in den Jahren zwischen 2006 und 2012 ein riesiger grüner Gürtel  mit einem Landschaftspark rund um die Stadt.

In einem der größten Begrünungsprojekte Europas wurden große Teile des Autobahnrings M30 unter die Erde verlegt, zahlreiche Brücken restauriert oder neu errichtet und weit mehr als 30.000 Bäume gepflanzt. Altehrwürdige Brücken wie die Puente de Toledo oder die Puente de Segovia erstrahlen in neuem Glanz oder, neu entstandene wie die Fußgängerbrücke Puente Monumental de Arganzuela oder die Puente de Andorra  setzen Akzente der Moderne.

 Blick auf die im Rahmen des Projektes Madrid Río erbaute moderne Brücke Puente de la Arganzuela
Shutterstock. Mit freundlicher Genehmigung Turespaña

Fußballfelder, Tennisplätze, Skate-Rampen, ein Stadtstrand, Spielplätze für Kinder, Fitnessgeräte für Jung und Alt, eine riesige Kletterwand, das Kulturzentrum im ehemaligen Schlachthof Matadero und ein riesiges Netz an Fahrradwegen, das die Stadt umspannt und an den 64 km langen Gesamtfahrradring der Stadt anschließt, ein Paradies für Radtouristen, die die Stadt auf dem Rad erkunden wollen. Und sogar Shopping-Fans kommen hier auf ihre Kosten im Einkaufszentrum Plaza Río 2.

Der grüne Gürtel rund um die Stadt macht's möglich:  Per Fahrrad durch und um die Stadt
David Prado - 123RF

Der grüne Gürtel Madrid Río verbindet heute die Parkanlagen Monte de El Pardo, das Campo del Moro, San Isidro, la Arganzuela und das ebenfalls neu entstandene Park- und Wandergebiet der Hauptstadt, Lineal del Manzanares, miteinander. Hinzu kommt als Zubringer zur Casa del Campo eine Gartenanlage aus dem 18. Jahrhundert, die Huerta de la Partida, die im Zuge des Projektes wiederhergestellt wurde. Übrigens, wer sich hier einen Blick über den ganzen grünen Bereich verschaffen möchte, sollte auf die Aussichtsfläche an diesem Garten steigen. Von hier blickt man bis hinüber zum Königspalast und der Kathedrale La Almudena und man erhält einen fantastischen Überblick darüber, wie grün die Hauptstadt Spaniens inmitten ihres Zentrums tatsächlich ist.

Madrid Río in der Dämmerung
Red de Ciudades AVE

Zum Abschluss in den Feenwald - Der Buchenwald von Montejo

Unsere herbstliche Reise in die erstaunliche Naturvielfalt der Hauptstadt Spaniens soll nicht enden ohne einen überraschenden Ausflug in die Umgebung der Metropole.  Was ist schöner für Waldliebhaber als ein herbstlich in Ocker, Rot, Gold und Orange gekleideter Buchenwald? Einer der schönsten Wälder der Region Madrid besteht tatsächlich, trotz des eigentlich ungünstigen Breitengrades, hauptsächlich aus Buchen. Der Montejo Buchenwald, einer der südlich gelegensten Buchenwälder Europas, wurde im Sommer 2017 zum UNESCO Welterbe erklärt.

Auf dem 250 Hektar großen Waldstück, das seit 40 Jahren bereits unter Naturschutz steht, wachsen neben den oft mehr als 500 Jahre alten Buchen auch Eichen, Stechpalmen und Eschen.  Er befindet sich nur eineinhalb Stunden von der Hauptstadt entfernt im Nordosten Madrids am Ufer des Jarama Flusses im Biosphärenreservat der Sierra del Rincón.

Über 800 Pflanzenarten und mehr als 190 Wirbeltierarten sind hier beheimatet. In den Legenden der Umgebung heißt es, der Wald sei früher von Feen und Elfen bewohnt worden, deren Gesänge die Menschen in ihre Höhlen lockten, um sie dann in Tiere zu verwandeln.

EIn Naturparadies vor den Toren von Madrid: Im Buchenwald von Montejo
Shutterstock. Mit freundlicher Genehmigung von Turespaña

Heute dient der Wald auch der Forschung. Unter anderem untersucht man hier die Auswirkungen des Klimawandels auf mitteleuropäische Buchenwälder. Streng geschützt ist die Anzahl an täglichen Besuchern begrenzt und Interessierte sollten sich vorher anmelden unter www.sierradelrincon.org. Der Besuch des Waldes erfolgt in Begleitung eines naturkundlichen Führers.

Die spanische Kapitale im Herbst bedeutet viel Kultur, wie das Internationale Jazzfestival, das Tanzfestival von Madrid, die Antiquitätenmesse Feriarte oder die Golf Open von Spanien, aber auch das Erlebnis einer überraschenden und wunderbaren Natur mitten im Zentrum und in Stadtnähe. Weitere Informationen unter: www.esmadrid.com/de/ sowie: https://www.spain.info/de/reiseziel/madrid/